Das richtige Depot finden

An einem Depot führt kein Weg vorbei, wenn ihr in Wertpapiere investieren wollt. Während die Eröffnung meistens kinderleicht ist, stellt uns die große Auswahl an Modellen vor Herausforderungen. Dieser Beitrag hilft bei eurer Entscheidung.

Wer braucht ein Depot?

Ihr besitzt ein Sparbuch, eine Eigentumswohnung und habt etwas Gold im Garten vergraben? Glückwunsch! Ihr könnt den Rest dieses Beitrags überspringen, denn ihr braucht keins. Alle anderen werden sich aber nicht davor drücken können. Ganz gleich, ob ihr Aktien, Anleihen oder Fonds erwerben möchtet: Sie alle werden in einem Depot für euch verwahrt.

Doch obwohl die allermeisten Wertpapiere in Deutschland noch immer klassisch beurkundet werden (Ausnahme sind seit kurzem elektronische Wertpapiere), erhaltet ihr kein Stück Papier mehr, das ihr in einen Safe legt. Stattdessen lagern z.B. die Aktien bei einem Zentralverwahrer, bei dem auf elektronischem Wege eingetragen wird, welcher Anteil der Aktien wem gehört. Das hat den Vorteil, dass euer Depot einem Online-Konto gleicht und nicht bei jedem Kauf oder Verkauf Wertpapiere von A nach B getragen werden müssen – sie werden stattdessen einfach umgebucht.

Von Komfort-Depot bis Neobroker

Depots kann man nicht mehr nur bei der eigenen Bank eröffnen. Gerade in den letzten Jahren hat sich die Zahl der Anbieter („Broker“) und auch der Modelle stark erhöht. Anstatt aber hier jeden einzelnen Broker zu beschreiben, schauen wir uns die verschiedenen Modelle an.

Den Klassiker bei der eigenen Hausbank gibt es auch heute noch. Ihr könnt noch immer euren Berater anrufen und in die Filiale spazieren, um ein Depot zu eröffnen. Oft wird euch die Bank oder Sparkasse mehrere verschiedene Modelle anbieten können, die sich in puncto Beratung und Bepreisung unterscheiden.

Bei den klassischen Modellen, die oft Komfort-Depot oder ähnlich heißen, zahlt ihr häufig einen jährlichen Grundpreis und ca. 1% vom Kurswert je Order (heißt übersetzt: Wenn ihr TUI-Aktien für 5.000 € erwerben möchtet, berechnet euch die Bank 50 € Kaufgebühr). Für diese – wie ihr gleich sehen werdet – recht happigen Gebühren könnt ihr den Kauf allerdings auch persönlich bei eurem Berater beauftragen und euch von ihm dazu auch beraten lassen („Sind Sie sicher, dass Sie jetzt TUI kaufen möchten?“).

Eure Hausbank wird euch aber vielleicht auch die günstigere Online-Variante anbieten, das bei den Direktbanken der Standard ist. Hier müsst ihr euch im Onlinebanking selbst bedienen, d.h. ihr müsst eine Ordermaske befüllen (was heutzutage recht einfach ist) und die Order dann auch selbst per Klick platzieren. Wollt ihr wie im obigen Beispiel für 5.000 € TUI-Aktien kaufen, fallen in Online-Varianten (z.B. S-Broker der Sparkassen, etc.) Gebühren von ca. 20 € +/- x an; auf eine Grundgebühr verzichten die meisten Online-Broker. Für den deutlich günstigeren Preis habt ihr also etwas mehr Arbeit und keinen Berater, der euch vielleicht vor dem Kauf warnt. Online-Modelle eignen sich somit für Selbstentscheider.

Zu den neusten Anbietern gehören die Neobroker wie z.B. Trade Republic oder Scalable Capital, die selbst zumeist gar keine Banken sind, aber für euch unsichtbar mit einer Bank für die Abwicklung zusammenarbeiten. Bei Neobrokern bedient ihr euch analog zum Online-Depot ebenfalls selbst; während Online-Broker noch primär auf die Bedienung am Computer zugeschnitten sind, ist der primäre Kanal der Neobroker eine App. Deren erste große Stärke ist die sehr bequeme, kinderleichte Nutzung, für die ihr keine Einführung benötigt. Der zweite große Vorteil ist der Preis: Für den Erwerb der oben genannten TUI-Aktien fallen hier Gebühren von 1 € an, wenn er nicht sogar ganz gebührenfrei ist; Grundgebühren gibt es hier auch nicht. Selbstverständlich könnt ihr dafür aber auch hier keinen Berater anrufen.

Vielleicht fragt ihr euch, warum Online- und Neobroker so ähnlich erscheinen, Neobroker aber so viel günstiger sind. Natürlich fehlt hier der Platz für eine erschöpfende Erklärung, aber zwei Gründe möchte ich trotzdem spendieren, weil sie für eure Wahl wichtig sein können.

Erstens haben Neobroker niedrigere Kosten als Online-Broker, weil sie weniger komplex sind. Trade Republic z.B. wickelt (fast) den gesamten Wertpapierhandel über den Handelsplatz L&S Exchange ab, ein Handelssystem der Hamburger Börse, während Online-Broker den Handel an den meisten inländischen und sogar ausländischen Börsen ermöglichen. Das bedeutet für Neobroker Kostenersparnis, die sie an ihre Kunden zum Teil weitergeben. Umgekehrt heißt das für euch: Ihr könnt auch nur mit den Wertpapieren handeln, die an dem jeweiligen Partnerhandelsplatz handelbar sind, habt also ein eingeschränktes Angebot.

Der zweite Grund ist eng mit dem ersten verknüpft. Neobroker erzielen im Gegensatz zu Online-Brokern nicht durch Gebühren Umsätze, sondern durch das sogenannte „payment-for-order-flow“. Erwerbt ihr ein Wertpapier, entsteht beim Partnerhandelsplatz (z.B. L&S Exchange bei Trade Republic) ein Umsatz, der dem Handelsplatz bei seiner Wachstumsstrategie hilft. Für diese vom Neobroker vermittelten Transaktionen („order-flow“) zahlt der Handelsplatz dem Neobroker eine Provision („payment“). Auch das ermöglicht also den Trade Republics dieses Landes, euch so günstige Gebühren anzubieten.

Ihr habt die Wahl

Welches nun das richtige Depot für euch ist, ist wie immer eine Frage der persönlichen Vorliebe und letztlich auch der finanziellen Ziele. Wenn ihr euch grundsätzlich wohler damit fühlt, eure Geldgeschäfte mit einem Menschen zu besprechen, der noch dazu auch eure Konten im Blick hat, geht am besten zu eurer Hausbank und sprecht mit eurem Berater, der die Eröffnung gleich vor Ort anstoßen kann. Wenn ihr euch nach dem Lesen dieses Blogs fit genug fühlt, das Investieren in Wertpapiere selbst in die Hand zu nehmen, aber nicht ganz auf die Sicherheit einer Bank oder Sparkasse mit eigener Banklizenz verzichten wollt, wählt einen der Online-Broker.

Ihr wollt selbst entscheiden, seid sehr preisbewusst, bevorzugt Apps und vertraut auch recht jungen Anbietern? Dann probiert einen der Neobroker aus. Bei Online- und Neobrokern erfolgt die Depoteröffnung bequem online. Bis ihr handeln könnt vergehen aber auch hier einige Tage oder Wochen, weil alle Anbieter u.a. Geldwäschevorschriften einhalten und eure Identität prüfen müssen.

Ich selbst habe bisher in meinem Leben ca. zehn verschiedene Modelle ausprobiert und nutze aktuell drei Verschiedene. Das bedeutet aber nicht etwa, dass ihr auch drei parallel benötigt, sondern hängt damit zusammen, dass ich ja offensichtlich ein wenig wahnsinnig bin, wenn es um Fragen der Geldanlage geht. Wichtig für euch: Von den zehn getesteten Depots war keines wirklich schlecht, d.h. so viel könnt ihr gar nicht falsch machen. Und falls doch: Wie ihr seht, kann man den Broker auch schnell und oft wechseln.

Fazit: Wenn ihr euch ins Gewühl der Finanzmärkte stürzen wollt, braucht ihr definitiv ein Depot. Die breite Angebotspalette reicht von betreutem Investieren bis hin zu do-it-yourself, und von teuer bis günstig. Allen Modellen gemein ist die meist einfache Depoteröffnung.

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