Ihr seid unverhofft zu einer größeren Summe Geld gekommen und sucht nun nach einer Anlagemöglichkeit. Gleichzeitig hält sich aber euer Eifer, lange darüber nachzudenken, in Grenzen. Kein Problem! In diesem Beitrag schauen wir uns drei schnelle Wege an, die Summe zu investieren.
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Vorüberlegung: Wann brauche ich die größere Summe?
Oma war in Spendierlaune und schenkt euch 10.000 €, oder ihr seid 2,5mal bei Monopoly über Los gekommen oder auf eurem Girokonto vegetieren seit Jahren 10.000 € unverzinst vor sich hin? Euch beschleicht das Gefühl, dass ihr die Kohle vielleicht doch anlegen solltet?
Dann macht euch zuerst Gedanken über eure finanziellen Ziele: Ist es absehbar, dass ihr die Summe bald ausgeben müsst (z.B. für ein neues Auto)? Habt ihr einen ausreichend großen Notgroschen für unvorhergesehene Ausgaben? Wenn ihr die erste Frage mit nein und die zweite mit ja beantwortet habt, dann könnt ihr euch überlegen, ob ihr die 10.000 € (funktioniert auch mit 1.000 € oder 100.000 €) nicht doch anlegen wollt. Ein Grundverständnis der Chancen und Risiken verschiedener Asset-Klassen setzen wir für die folgenden drei Anlagemöglichkeiten an dieser Stelle voraus, genauso wie ein vorhandenes Depot.
Anlagemöglichkeit 1: Tilgung von Schulden
Schulden zu tilgen, anstatt Geld anzulegen, das mag auf den ersten Blick widersprüchlich wirken. Ist es aber nicht! Nehmen wir an, ihr habt vor kurzem eine Eigentumswohnung gekauft und dafür einen Kredit aufgenommen. Die Raten, die ihr monatlich dafür zahlt, setzen sich (meistens) aus zwei Komponenten zusammen: Einen Zinsanteil und einen Tilgungsanteil. Der Zinsanteil geht als Vergütung für den Kredit an die Bank, der Tilgungsanteil reduziert die Kreditsumme sukzessive. Nun bieten die meisten Banken in begrenztem Umfang Sondertilgungen an, von denen wir in unserem Beispiel jetzt Gebrauch machen wollen.
Aktuell liegen die Kreditzinsen um die 4% pro Jahr. Nehmen wir also an, euer Darlehen ist noch frisch und der Zinsanteil beträgt auch eben jene 4% (über die Jahre sinkt bei einem solchen Annuitätendarlehen der Zinsanteil, während der Tilgungsanteil steigt). Nehmt ihr nun eine Sondertilgung in Höhe der oben genannten 10.000 € vor, reduziert sich natürlich entsprechend die Restkreditsumme um 10.000 €. 4% Zinsen auf 10.000 €, die ihr nun nicht mehr zahlen müsst, macht 400 € weniger Zinszahlung pro Jahr. Die gesparten Zinsen wirken sich auf euren Geldbeutel daher genauso aus wie eine Festgeldanlage der 10.000 € zu 4% Zinsen – in beiden Fällen habt ihr 400 € pro Jahr mehr in der Tasche.
Der Clou zum Schluss: 4% Zinsen auf Festgeld müsst ihr erstmal finden! Etablierte Banken bieten aktuell zwischen 2,5% und 3%. Sprecht am besten mit eurem Bankberater darüber.
Anlagemöglichkeit 2: Tages- oder Festgeld
Wenn ihr keine Schulden habt, fällt Anlagemöglichkeit 1 natürlich für euch aus. Je nachdem, wann ihr nach euren finanziellen Zielen die Summe brauchen werdet und wie wenig Risiko ihr aushaltet, kommen als nächstes Anlagen am Geldmarkt in Frage.
Wir sind nun seit über zehn Jahren daran gewöhnt, auf das Geld auf unseren Konten keine oder zuletzt sogar negative Zinsen zu erhalten. Das lag an der langen Phase der Nullzinspolitik der Zentralbanken, die 2022 ihr jähes Ende fand. Seitdem sind die Banken hierzulande wieder auf Einlagen angewiesen und zahlen dafür auch wieder Zinsen. Bei den etablierten Geldhäusern gibt es aufs Tagesgeld aktuell ca. 1% Zinsen. Das ist relativ wenig, allerdings sind eure 10.000 € in diesem Fall auch täglich verfügbar und nicht gebunden. Neobroker bieten teilweise auch mehr als 2% – ob das zumindest für einen längeren Zeitraum so bleibt, mag ich aber nicht vorhersagen.
Wenn ihr die Summe für einige Jahre nicht braucht und gleichzeitig sichergehen möchtet, am Ende eure 10.000 € und in der Zwischenzeit die Zinsen zu kassieren, könnt ihr das Geld auch für einen gewissen Zeitraum festlegen. Etablierte Banken klinken hier durchaus für längere Zeiträume (z.B. 10 Jahre) 2,5% pro Jahr aus.
Wenn ihr also ohne viel Aufwand auf Nummer sicher gehen möchtet, erkundigt euch bei eurer Hausbank über aktuelle Angebote oder recherchiert selbst ein wenig im Internet. Zinsvergleichsportale gibt es zuhauf!
Anlagemöglichkeit 3: ETFs
Wenn ihr davon ausgehen könnt, die 10.000 € wirklich dauerhaft (d.h. mindestens 7 Jahre) nicht zu benötigen und zwischenzeitliche Wertschwankungen aushalten könnt, dann solltet ihr es mit einer breit gestreuten Aktienanlage über einen ETF versuchen.
In meinem Beitrag zu Sparplänen habe ich erklärt, dass man mit einem einzigen ETF in einen Korb tausender verschiedener, weltweit gestreuter Aktien investieren kann. Mit nur einem Wertpapier im Depot erzielt man damit in jedem Jahr die Marktrendite des weltweiten Aktienmarkts. In der Vergangenheit – die Zukunft ist ungewiss! – waren das durchschnittlich ca. 7% pro Jahr. Durchschnittlich heißt, dass es in einzelnen Jahren auch mal 30% oder eben -30% sein können. Diese Rücksetzer müsst ihr aushalten, wenn ihr euch für diesen Weg entscheidet. Ein weiterer Pferdefuß für manche Anleger: Der Anteil US-amerikanischer Aktien an diesem Korb liegt derzeit bei bis zu 60%, d.h. regional gibt es durchaus eine Konzentration statt Streuung (mehr dazu im nächsten Beitrag).
In den ETF zu investieren ist recht einfach und geht vor allem schnell: Habt ihr euch für einen ETF entschieden (eine verständliche und gute Suchfunktion bietet das Portal justetf.com , kopiert ihr euch dessen ISIN (z.B. DE**********) oder WKN (z.B. A*****) und gebt diese in die Ordermaske eures Brokers unter „Kaufen“ ein. Meist wird euch dann gleich der vollständige Name des ETF angezeigt, sodass ihr nochmal kontrollieren könnt, ob ihr den richtigen ausgewählt habt.
In der Ordermaske müsst ihr dann noch einige Felder befüllen (die Reihenfolge kann sich je nach Broker unterscheiden). Beim Handelsplatz müsst ihr euch entscheiden, an welcher Börse ihr den ETF erwerben möchtet. Die regulierten Börsen (Frankfurt, München, Xetra, etc.) erheben zusätzlich zu den Ordergebühren eures Brokers ein Handelsplatzentgelt und eine Courtage (aktuell insgesamt knapp 2 €), die in der Option Direkthandel nicht anfallen.Für einen Gebührenvergleich solltet ihr aber neben den direkten Gebühren auch noch die sogenannten „spreads“ berücksichtigen, d.h. den Unterschied zwischen Geld- und Briefkurs. Wenn ihr als Handelsplatz den bedeutendsten deutschen Börsenplatz Xetra wählt, werdet ihr bei großen ETF nicht viel falsch machen können („spreads“ von 1-2% sind in Ordnung).
Exkurs: Der Geldkurs ist der Kurs des ETF, zu dem ihr ihn verkaufen könnt (und „Geld“ erhaltet); der Briefkurs ist jener Kurs, zu dem ihr den ETF kauft (und den „Brief“ erhaltet). Der Briefkurs muss höher als der Geldkurs liegen, denn sonst könntet ihr den ETF beliebig oft für 100 € einkaufen und sofort wieder für 110 € verkaufen und hättet einen Goldesel gefunden. Vom Unterschiedsbetrag zwischen Geld- und Briefkurs, dem „spread“ (oder deutsch: Geld-Briefkursspanne) lebt der Börsenmakler.
Handelt ihr nun an einem Handelsplatz mit geringen Umsätzen in eurem Ziel-ETF, wird dieser „spread“ vergleichsweise hoch liegen. Ihr kauft also im Vergleich zu anderen Handelsplätzen so teuer ein, dass die ggf. niedrigeren Gebühren gar nicht mehr ins Gewicht fallen. Ähnlich verhält es sich mit illiquiden, d.h. wenig gehandelten Wertpapieren; auch hier sind die spreads recht hoch. Auf große ETF renommierter Anbieter wird das abseits „wilder“ Börsentage aber nicht zutreffen.
Habt ihr den ETF und den Handelsplatz ausgewählt, fragt euch der Broker nach der Stückzahl, die ihr erwerben wollt. Dividiert dafür einfach die Anlagesumme (also z.B. 10.000 €) durch den aktuellen Briefkurs des ETF (z.B. 105,08 €). In unserem Beispiel ergibt das 95,16 Anteile, die ihr erwerben möchtet. Macht daraus besser 94, weil ja zusätzlich noch die oben genannten Gebühren von eurem Verrechnungskonto abgebucht werden.
Bei den Orderzusätzen solltet ihr ein „Limit“ wählen (z.B. 105,00 €) – damit stellt ihr sicher, dass der Broker den ETF nicht zu einem höheren Kurs für euch einkauft, als ihr zu zahlen bereit seid (das könnte passieren, wenn ihr die Option „billigst“ wählt). Bei der Ordergültigkeit könnt ihr noch festlegen, wann die Order automatisch verfallen soll, wenn sie nicht vorher ausgeführt wurde.
Die wichtigsten Felder habt ihr damit vollständig und zügig befüllt. Ihr könnt die Order nun platzieren und werdet vermutlich noch zur Eingabe einer TAN oder ähnlichem aufgefordert. Ob die Order ausgeführt wurde, könnt ihr in eurem Orderbuch oder Ordermanager verfolgen. In jedem Fall erhaltet ihr aber spätestens einige Tage danach eine Abrechnung in euer elektronisches Postfach, die dann auch den tatsächlichen Ausführungskurs und die Gebühren auflistet. Die erworbenen Anteile seht ihr kurz darauf in eurer Depotübersicht.
Nun wendet ihr vielleicht ein, dass ich mich pessimistisch zum Erwischen des richtigen Kaufzeitpunkts geäußert habe und es danach ziemlich blöd sein könnte, die 10.000 € auf einen Schlag zu investieren. An dieser Frage scheiden sich auch unter Gelehrten die Geister: Die einen sagen, bei einem sehr lange laufenden Investment wie dem oben beschriebenen ETF sei es grundsätzlich immer das beste, sofort alles zu investieren – das unverzinste, noch nicht investierte Kapital koste schließlich auch Rendite.
Die anderen schwören auf den „Cost-Average-Effekt“ , also den Erwerb in Tranchen mit einem resultierenden durchschnittlichen, weniger zufälligen Einstiegskurs. Wenn euch die letztgenannte Denkschule überzeugender erscheint, könnt ihr die 10.000 € auch bequem per Sparplan zu Raten à 1.000 € monatlich über zehn Monate anlegen – ihr solltet die Sparrate dann nur nach diesen zehn Monaten auch wieder reduzieren, es sei denn Oma war zwischenzeitlich wieder in Spendierlaune…
Fazit: Do häß Jlöck, Erfolg un küß zo Jeld (wie die Höhner singen), aber willst nicht viel Zeit aufwenden? Dann tilge zuerst Schulden. Bist du in der glücklichen Situation und hast keine Schulden, scheust aber das Risiko oder brauchst die Summe bald, wähle Tages- oder Festgeld. Wenn du die Summe auf Jahre nicht benötigst, entscheide dich für einen breit streuenden ETF.